1060 Wien
VAYUS UND BANDHAS TEIL 4
JALA = Netz,
ADHARA = Stütze
BANDHA = Verschluss, Verbindung Energielenkung
Kinn und Brustbein werden bei diesem Verschluss aufeinander zu bewegt. Im Pranayama, bei dem der Atem in der Fülle und der Atem in der Leere gehalten wird, gilt Jalandhara Bandha als unverzichtbar.
Nach dem Energiekonzept des Hatha Yoga trägt jeder Mensch im Stirnraum eine Schale, welche mit Lebensnektar, Amrita, gefüllt ist. Im Laufe des Lebens, so die Yogis, tropft der Lebensnektar aus dieser Schale nach unten – nämlich ins Verdauungsfeuer Agni, wo er verbrennt. Ist die Schale einmal leer, geht es mit unserem Leben zu Ende. Wollen wir also unsere Lebenspanne verlängern sollten wir lernen mit dem Nektar bescheiden umzugehen und versuchen das Tropfen nach unten zu verhindern. Bestens dafür geeignet: Jalandhara Bandha.
Macht über die eigene Lebensenergie
Mit Jalandhara Bandha wird deutlich, dass die Übung vor allem auf energetischer Weise wirken soll und wir somit Macht über die eigene Lebensenergie erlangen. Denn vor allem hilft uns die Praxis ganz im Augenblick anzukommen und dadurch seinen inneren Raum betreten zu können. Die Welt rundum kann ausgeblendet werden und man findet zu seinem tiefsten Inneren, dessen Natur reines Sein ist. Hier werden Alter und Tod „vernichtet“, das heißt sie verlieren an Bedeutung und jegliche Macht über uns, denn mittels Atem, den wir in uns halten, spüren wir, dass wir dem ewigen Leben verbunden sind.
Es gelingt also, sich nach eigenem Belieben in einen inneren Raum zurückzuziehen, wo einem die äußere vergängliche Welt nicht mehr betrifft und wo man sich mit der Erfahrung seines wahren und unermesslichen energetischen Wesens verbinden kann, das reine Lebensenergie oder die göttliche Kraft des Prana ist. Dann wird man erkennen, dass man Teil der unerschöpflichen, universellen Lebenskraft – unvergänglich ist wie sie, auch wenn eines Tages der Lebensnektar leer ist und man diesen Körper verlassen wird.
Erfahrung und Wirkung
Die Übung lässt zu, unsere gesamte Aufmerksamkeit auf das Halten und auf unseren inneren Raum zu lenken. Die dadurch aufkommenden Empfindungen sollten mit Gelassenheit beobachtet werden. Jalandhara Bandha könnte auch geistige Unruhe und Beklemmungsgefühle bewirken, deshalb sollte man versuchen entspannt zu bleiben. Wenn dies gelingt können die Phänomene unseres Geistes in Ruhe betrachtet werden und dieser beginnt sich zu stabilisieren. Der Wind wird sich legen und eine wahre, tiefe Ruhe wird eintreten. Außerdem verhindert Jalandhara Bandha das nach Oben Ausweichen der Energie. Der Geist wird gesammelt und die mentale Energie gebündelt.
- Entlastet die Halswirbelsäule
- Beruhigt den Herzschlag
- Vermindert den inneren Druck während längerer Atempausen
- Lässt die Energie zum Scheitelpunkt aufsteigen
- Sammelt und verinnerlicht den Geist
Anwendung von Jalandhara Bandha
Weil durch Jalandhara Bandha Atmung und Energie gelenkt werden kann, sollte das Bandha bei jeder Atemübung genutzt werden. Aus körperlicher Sicht schützt Jalandhara Bandha bei jeder Asana die Halswirbelsäule, denn die Länge im Nacken wird bewahrt.
Ausführung von Jalandhara Bandha:
- Aufrechte und bequeme Sitzhaltung
- Mit der Ausatmung senke das Kinn nach unten – der Hinterkopf strebt leicht nach oben – trotzdem versuchen Raum zwischen Unterkiefer und Halsvorderseite halten
- Bei Einatmung wölbe deinen Brustkorb Richtung Kinn entgegen
- Aktiviere auch den Beckenboden (Mula Bandha) – hilft die Lendenwirbelsäule aufzurichten – und sauge die unteren Rippen nach innen (Uddiyana Bandha)
- Bleib einige tiefe Atemzüge in dieser Position und genieße die Einkehr nach Innen
Vorsicht bei chronischen oder akuten Beschwerden im Hals-Nacken-Bereich. Dann am besten nur mit einem erfahrenen Yoga Lehrer üben.
Zusammengefasst von Evelyne Zemplenyi
Quelle: Ronald Steiner, Anna Trökes „Yoga für Fortgeschrittene“, 2012 Gräfe und Unzer Verlag. Seite 189 – 192.
Kontakt
- Adresse Studio Wien: Otto Bauer Gasse 24/26,
1060 Wien - Adresse Studio Leibnitz: Dechant-Thaller-Strasse 32,
8430 Leibnitz