1060 Wien
Dieser Sommer hat es in sich
Man stelle sich vor: Talbichl, ein kleines, idyllisches Dorf in Oberbayern. Dort wo Kühe noch frei und unbeschwerlich auf der Wiese grasen, dort wo der Bürgermeister noch bedingungslose Wertschätzung genießt und dort wo man vom Fleischer die neuesten Informationen aus dem Dorf bekommt. In Talbichl hat, auch heute noch, alles seine beschauliche Ordnung.
Und genau dort, erbt Siddharta, einer der in Berlin lebender Bhagwan-Anhänger, einen Bauernhof. Kurzerhand entschließt sich Siddharta in dieses Ein-Tausend-Seelen-Dorf zu ziehen um dort ein Therapiezentrum zu eröffnen; und das zusammen mit seiner gegenwärtigen Seelenverwandten, Amritta, ihren zwei Kindern und einigen anderen, der Bhagwan-Kommune Angehörigen. Urschrei-Therapien sowie gemeinsame, entkleidete, Meditationsrituale bestimmen den Alltag der Neuankömmlinge.
Ein sehenswerter Film, der zum Nachdenken anregt
Das ruhige Leben der Talbichler ist dahin. Ein „Zusammenprall der Kulturen“ bestimmt von nun an den Alltag. Die orangefarbene Kleidung der „Fremdlinge“ trifft auf Lederhosen und Dirndln der Einheimischen, ekstasische Mantras auf laute Blasmusik, alternativer Lebensstil auf konservativen Anstand.
Kein Wunder, dass Amritta’s Kinder, Lilli und Fabian, zwischen die Fronten geraten. Hin und her gerissen von schulischen Verpflichtungen und dem frei(zügigen) Lebensstil ihrer Kommune, rebellieren sie. Sie tragen von nun an Tracht, essen Fleisch und treten sogar einer Blaskapelle bei. Als sie im Rahmen des traditionelle Dorffest antreten und sich die locker-flockingen Bhagwan-Anhänger – in Liebe – dazugesellen, eskalliert die Situation.
In seiner geistreichen Persiflage zieht Marcus H. Rosenmüller, auf der einen Seite die westlichen Sinn-Suchenenden Indienfans und auf der anderen Seite die kleinbürgerlich bayerischen Provinzler, auf. Mit lustigen Dialogen und peinlichen Situationen verdeutlicht er, dass es nicht immer die Dorfbewohner sind, die engstirnig und hinterwäldlerisch agiern und es auch nicht unbedingt die Sinn-Suchenden sind, die in Spiritualität und in Hingabe leben.
Eine sehr amüsante Culture-Clash Komödie. Kinostart war im August 2011 in Berlin.
Zur Info
Osho, ein indischer Philospoh, war der Begründer der Bhagwan- oder der Neo-Sannyas-Bewegung in den 1970er Jahren. Er hieß zunächst Acharya Rajneesh und änderte seinen Namen einige Male bis er sich zum Schluss Osho nannte. Er entwickelte die Dynamische Meditation, in der die körperliche Tätigkeit eine wesentliche Rolle spielt. Schreien, Weinen, Lachen oder Wutausbrüche sind Elemente dieser Meditation, die den Körper und den Geist befreien soll. Berühmte Anhänger sind (oder waren) Eva Renzi, Schauspielerin oder die Pop-Sängerin Nena. Kritische Berichte in den Medien beklagten vorallem die Schockwirkung solcher Meditationen sowie die sexuelle Ausbeute der Anhänger.
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