1060 Wien
Eine meiner Freundinnen, ebenfalls Yogalehrerin, wurde letzte Woche 48 Jahre alt. Als Antwort auf meine E-Mail, in der ich ihr zum Geburtstag gratulierte, schrieb sie:
Ich habe einen Kopfstand gemacht, um in diesen auf den Kopf gestellten Zeiten zu feiern.
Das erschien angemessen. Normalerweise würden Yoga-Freunde einen solchen Anlass vielleicht mit 48 Sonnengrüßen feiern, aber in diesem Jahr macht es Sinn, in den Kopfstand zu gehen. Es fühlt sich an, als wäre das einfach die Art, wie das Leben dieser Tage ist.
Die Nachricht meiner Freundin erinnert mich an die auf den Kopf gestellte Darstellung des Shiva Nataraj.
Viele von uns kennen vielleicht diese typische Darstellung des Ananda Tandava, des göttlichen Tanzes von Lord Shiva:
Sie zeigt die fünf Handlungen Shivas, Shiva als Quelle der fünf universellen Prozesse – Schöpfung, Erhaltung, Auflösung, Verhüllung und Enthüllung.
Es gibt jedoch eine alternative, viel seltenere Version des Shiva Nataraj, bei der Shiva kopfüber auf einem Arm balancierend dargestellt wird.
Eine der Interpretationen dieser Form des Shiva Nataraj ist, dass sie die Erfahrung ultimativer Freiheit darstellt. Die Vorstellung, dass Shiva als Prinzip des höchsten Bewusstseins nicht durch die relative Welt begrenzt ist. Er ist die allgegenwärtige, absolute Realität. Als solche transzendiert er Zeit, Raum und sogar die Gesetze der Physik.
Überlegt, wie eure Praxis euch in diesen auf den Kopf gestellten Zeiten dient.
Sicher, buchstäblich auf dem Kopf zu stehen, wie meine Freundin es getan hat, ist eine Möglichkeit, damit umzugehen. Die Realität absichtlich vorübergehend auf den Kopf zu stellen, kann uns sicherlich helfen, eine neue und erweiterte Perspektive zu gewinnen.
Aber auch ohne unbedingt einen Kopfstand zu machen, lehrt uns Yoga, wie wir über die Höhen und Tiefen des äußeren Lebens hinausgehen können. Es gibt uns die Mittel, über die übliche Art, die Dinge zu betrachten, hinauszugehen und eine erweiterte, frische Vision aufrechtzuerhalten. Es hilft uns, zentriert zu bleiben, auch und besonders dann, wenn sich das Leben anfühlt, als wäre es auf den Kopf gestellt.
Manchmal erhaschen wir vielleicht sogar einen Blick auf die Freiheit, die es bedeutet, dieser kopfstehende Shiva zu sein. Wir können die allgegenwärtige, absolute Realität berühren, von der Yoga sagt, dass sie jenseits der Polaritäten von oben und unten, richtig und falsch, Erfolg und Misserfolg existiert.
All dies, glaube ich, hilft uns, auf eine aufrechte Art zu leben, nicht nur körperlich, sondern auch in unserem Charakter. Yoga hilft uns, gewissenhaftere und ehrenhaftere Menschen zu sein. Es hilft uns, integer zu leben und im Einklang mit unseren Werten. Es hilft uns, mit unserem Zweck verbunden zu bleiben und motiviert zu sein, zur Verbesserung der Welt beizutragen. Und all das wird jetzt mehr denn je gebraucht.
Wenn sich die Realität auf den Kopf gestellt fühlt, gibt es nichts Wertvolleres, als die Werkzeuge zu haben, um sich aufrecht zu fühlen.
Wie hilft euch eure Praxis, integer zu leben, im Einklang mit eurem Lebens-Zweck und euren Werten?
In Liebe,
Christine
Learning 33: Yoga lehrt uns Flexibilität nicht nur im Körper, sondern auch im Geist. In herausfordernden Zeiten kann diese geistige Flexibilität uns helfen, neue Perspektiven zu finden und kreativ mit Schwierigkeiten umzugehen.
Learning 34: Die Symbolik und Philosophie des Yoga, wie zum Beispiel die Darstellungen von Shiva Nataraj, können uns tiefe Einsichten über das Leben und unsere eigene Natur vermitteln.
Learning 35: Yoga ist mehr als nur eine körperliche Praxis. Es ist ein Werkzeug, das uns hilft, in Integrität zu leben, mit unserem Lebenszweck verbunden zu bleiben und positiv zur Welt beizutragen – besonders in schwierigen Zeiten.
Learning 36: Die Fähigkeit, „auf dem Kopf zu stehen“ – sei es buchstäblich oder im übertragenen Sinne – kann uns helfen, festgefahrene Sichtweisen zu durchbrechen und neue Einsichten zu gewinnen.
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