1060 Wien
Wir haben Ende September. Die Yoga Schule öffnet wieder ihre Tore. Und ich stehe da: schlapp, schlapper, am schlappesten. Mein Plan war aber ein ganz anderer: Fit, kräftig und biegsam wollte ich meiner Lehrerin und meinen MitstudentInnen begegnen. Was ist passiert?
Fauli war den ganzen Sommer über bei mir und rückte mir kaum von der Seite. So saßen wir gemeinsam auf der Couch, aßen herzhafte Kuchen und schmiedeten eifrig sportliche Pläne – immer für die „Morgens“, nie für das Heute. Und diese Pläne wurden dann gerne verschoben. Denn es gab dann doch immer etwas Wichtigeres zu tun. Zum Beispiel die mentale Vorbereitung auf unsere Yoga-Praxis.
Bevor wir also unsere schlappen Körper auf die Yoga-Matte schwingen konnten, sahen wir auf Youtube stundenlang anderen Yogis beim Ausüben ihrer Yoga-Praxis zu. Und das kann ganz schön ermüden! Fazit: Unsere Praxis wurde auf hunderte Morgens verschoben! Und scheinbar hat Mark Twains Gedanke, dass man nichts auf morgen verschieben soll, was genau so gut auf übermorgen verschoben werden kann, bei mir Spuren hinterlassen. Ich habe es halt gar übertrieben. In der Blütephase meines Faulirausches wehrte ich noch kokett die mahnenden Stimmen meines Gewissens ab. Nun aber plagt mich das schlechte Gewissen und der Rücken ist auch beleidigt.
Ohne Disziplin wird das nix!
Wechselhaft und flüchtig ist der Geist,
er folgt seinen Eingebungen, ganz wie es ihm gefällt.
Der Verständige übt ihn in Disziplin,
denn ein wohldisziplinierter Geist bereitet große Freude.
(Shantideva)
Während Hatha Yoga die physische Disziplin anspricht, strebt Raja Yoga (Yoga der Geistesbeherrschung) nach der geistigen Disziplin. Die Disziplin des Geistes ist demnach genauso wichtig, wie es die Nahrung für den Körper ist. So wird geraten, regelmäßig Anstrengungen zu unternehmen, um die zerstreuten Gedanken des Geistes zu sammeln. Neben der Disziplin gilt auch die Konzentration als wesentlicher Erfolgsfaktor, um Samadhi (Zustand der inneren Freiheit) zu erreichen. Disziplin als auch Konzentration gelten bei mir als Fremdwörter, sodass ich wohl umso hartnäckiger den Hindernissen (Antaraya) meines Geistes entgegentreten muss.
Bon Voyage, Fauli!
Keine Frage, ich hatte auch viel Spaß mit Fauli! Durch Fauli habe ich sogar neue Asanas kennengelernt (siehe Beweisfotos). Und natürlich haben wir stets darauf geachtet, den Anweisungen Patanjalis betreffend der korrekten Ausführung der Asanas gerecht zu werden: „Die Sitzhaltung soll fest und angenehm sein“ (sthira-sukham-asanam, Yogasutra 2.46) Wobei wir hier stets das Attribut „angenehm“ fokussierten.
Aber nun ist es genug, Fauli! Ich brauche Pause von der Pause!
Wichtige Info: Laut Patanjali können folgende Hindernisse (Antaraya) den Geist zerstreuen und folglich vom eigenen Yogaweg abbringen:
- Krankheit (Vyadhi)
- Apathie (Styana)
- Zweifel (Samshaya)
- Nachlässigkeit (Pramada)
- Faulheit (Alasya)
- Gier (Avirati)
- falsche Anschauung (Bhrantidarshana)
- Unfähigkeit, eine Grundlage zu finden (Alabdhabhumikatva) und
- Unbeständigkeit (Anavasthitatva)
Also eine Menge Arbeit wartet hier auf mich!
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