Unsere ewige Suche nach dem Glück – Teil 1
Yoga und Sexualität
Die Sexualisierung unserer Gesellschaft spiegelt sich ebenso in der Yoga-Welt wider. Die Reduzierung insbesondere der Frau zum Sex-Objekt wird bewusst oder unbewusst auch hier gefördert: Frauen, die splitternackt in diversen Asanas posieren oder in Reizwäsche vor der Videocam ihre Vinyasa Flows zum Besten geben. Und am Cover der Yoga-Magazine sieht man eigentlich nur perfekte, nachretuschierte Schönheiten. Die Yoga-Welt ist nicht frei von Oberflächlichkeit und sinnentleerter Botschaften. Nur sollte Yoga nicht eher dazu dienen, uns von der Illusion zu befreien, dass das innere Glück von äußeren Dingen oder Menschen abhängig ist? Und ist die ständige Suche nach Selbstbestätigung und Anerkennung durch andere nicht schrecklich ermüdend?
Der ursprüngliche Sinn des Yoga war freilich nicht, den berühmten „Yoga Butt“ zu bekommen oder den Sex-Appeal zu erhöhen. Noch haben sich die Gründerväter je gefragt, ob Yoga-Hosen allenfalls mit einer Stringtanga oder doch besser ganz ohne getragen werden sollten. Solche scheinbar elementaren Fragen des Lebens werden anderseits in zahlreichen Yoga-Artikeln abgehandelt. Könnte es gar sein, dass Yoga dafür genutzt wird, unseren Masken zu noch größerem Glanze zu verhelfen?
Klar, es gibt nicht DEN Yoga-Weg. Jeder soll Yoga so leben, wie er es für richtig hält. Aber ich nutze nun diesen Raum, um aufzuzeigen, dass Yoga mehr als nur eine Alternative zu Bauch-Bein-Po ist.
Inneres und äußeres Glück
Welch Ironie! Die sexuelle Überreizung – so konstatieren Forscher – führt zu einer zunehmenden Sex-Unlust. Leistungsdruck und Minderwertigkeitskomplexe zollen nun ihren Tribut. Laut Oswalt Kolle sind wir gar zu einer „Masturbationsgesellschaft“ mutiert. Aber die Sex-Unlust ist nur das kleinere Übel. Eminent größer wiegt dagegen der Verlust bzw. die Abschwächung der Emotionalität in zwischenmenschlichen Beziehungen. Wir stumpfen gefühlsmäßig ab.
Die Lösung dieses Gefühlsschlamassels läge darin, den Menschen nicht mehr als Objekt sondern als Subjekt mit all seinen menschlichen Schwächen wahrzunehmen und zu akzeptieren sowie Mitgefühl zu üben. Aber in einer sexualisierten Gesellschaft, in welcher das Dogma der Perfektion vorherrscht, gelten menschliche Schwächen als nutzloser Ballast. Das Gute aber ist: Wir müssen nicht blind und gefügig um irgendein goldenes Kalb tanzen. Und dies ist gewiss: Vergnügen ist mit innerem Glück nicht gleichzusetzen und meistens nur von kurzer Dauer.
Unsere ‚perfekten‘ Masken
Most people love you for who you pretend to be. To keep their love, you keep pretending – performing. (Jim Morrison)
Die Selbsterkenntnis gibt laut Sokrates dem Menschen das meiste Gute, die Selbsttäuschung jedoch das meiste Übel. Allein wie könnte man sich je selbst erkennen, wenn man sich ständig hinter einer Maske verschanzt? Wir sabotieren somit die Glücksquelle “Selbsterkenntnis”. Aber die Masken werden nicht abgelegt, sondern noch schön poliert. Denn wie öde, nur man selbst zu sein und wie gefährlich verletzbar!
Jeder trägt Masken, doch sollten wir uns zumindest dessen bewusst sein. Dies erfordert allerdings ein gewisses Maß an Selbstreflexion. Doch Achtung: Es wird gemunkelt, dass mit der Zeit die Maske zum Gesicht wird. Und wer würde das wirklich wollen? Die Selbsttäuschung entfernt uns jedenfalls vom Glück.
Es braucht Mut, sich der eigenen Masken zu entledigen, aber ich habe weder gehört noch gelesen, dass dieses Wagnis je ein Mensch bereut hätte. Simpel und schön beschreibt Bruno Sörensen seinen Moment der Selbsterkenntnis: „Jetzt bin ich einfach ich – nicht mehr und auch nicht weniger, sondern einfach ich!“
Teil 2: Unsere ewige Suche nach dem Glück
Teil 3: Unsere ewige Suche nache dem Glück