1060 Wien
Die Bezeichnung „Mudra“ bedeutet Siegel und beschreibt diverse Gesten und Haltungen, in denen eine gewisse energetische, spirituelle Kraft innewohnt. Aus dem Sanskrit übersetzt bedeutet Mudra zudem „das, was Freude bringt“. Kein Wunder! Denn theoretisch schärft eine regelmäßige Mudra-Praxis die spirituelle Weisheit, schafft inneren Frieden und hilft, die weniger schönen Dinge im Leben wie Angst, Ärger, Depression, Müdigkeit und ähnliches zu beseitigen. Mudras werden jedenfalls seit der Antike angewendet, um das körperliche, geistige und seelische Wohlbefinden zu verbessern.
Energiezentren stärken, Selbstheilungskräfte anregen
Bei dem ein oder anderen wird nun bestimmt die Frage aufkommen, wie subtile Hand- und Fingerbewegungen einen so großen Einfluss auf unser Wohlbefinden ausüben können. Bildhaft gesprochen fungieren unsere Finger als Antennen, die die Fähigkeit besitzen, Lebensenergie zu resorbieren. Und mit Hilfe von Mudras können diese Antennen so in Stellung gebracht werden, dass sie möglichst viel von dieser guten Energie empfangen. In der traditionellen Medizin gelten unsere Finger ebenso als Anfangs- oder Endpunkte verschiedener Meridiane, die den ganzen Körper durchziehen und ebenso mit unseren Organen und Gehirnarealen vernetzt sind.
In der Hindu- und Yoga Philosophie sind die Nadis das Pendant zu den Meridianen. Diese feinstöfflichen Energiekanäle gehen sogar noch über den Körper hinaus. Chakren sind Kreuzungspunkte dieser Energiekanäle. Zu den bekanntesten zählen die sieben Haupt-Chakren: Wurzelchakra, Sakralchakra, Solarplexuschakra, Herzchakra, Halschakra, Stirnchakra, Kronenchakra. Ferner gibt es Neben-Chakren, die unter anderem in den Handflächen und Fußsohlen zu finden sind. Auch spiegeln sich die fünf Elemente der Natur in unseren Fingern wider. Ausgehend vom Daumen repräsentieren diese Feuer, Luft, Äther, Erde und Wasser. Davon ausgehend können bestimmte Energiezentren durch das Halten unterschiedlicher Finger-Kombinationen gestärkt und somit der Selbstheilungsprozess angeregt werden.
Auf die Frage, wie, wie oft und wie lange Mudras geübt werden sollen, gibt es kein Standardrezept. Hierfür finden sich unterschiedliche Angaben bzw. Empfehlungen. Ich persönlich denke, dass wir in dieser Hinsicht ruhig unserer Intuition folgen sollen. Eine Mudra kann jedenfalls überall und zu jeder Tageszeit praktiziert werden, egal, ob man steht, sitzt oder liegt und gerade so lange, wie es die eigene Zeit zulässt bzw. wie es sich für einen richtig anfühlt. Der Druck der Finger ist dabei stets sanft, die Hände bleiben entspannt.
Ich möchte euch nun gerne einige jener Mudras vorstellen, die ich je nach Bedarf immer wieder mal praktiziere. Vielleicht ist ja eine Mudra dabei, die euch besonders anspricht oder interessiert. Mich würde jedenfalls eure Erfahrung mit der Mudra-Praxis interessieren.
Namaskar – das Göttliche in mir grüßt das Göttliche in dir
Es gibt zahlreiche Mudras. Die wohl bekannteste Mudra ist Namaskār bzw. Namastē – eine gängige Grußform in Indien, die sowohl zur Begrüßung als auch zur Verabschiedung dient. Für mich die edelste Mudra, da diese das Erkennen und Würdigen des göttlichen Prinzips, welches in jedem Lebewesen innewohnt, symbolisiert.
Hierfür werden die Innenhandflächen zusammengeführt und in Herznähe gebracht. Der Kopf wird leicht gebeugt. Der Gruß „Namastē“ wird dabei nicht notwendigerweise ausgesprochen. Als Mudra wirkt diese Geste ausgleichend und stressmindernd. Ebenso hilft sie uns, die Aufmerksamkeit nach Innen zu lenken.
Jnana oder Chin Mudra
Jnana bzw. Chin Mudra wird gerne für die Meditation genutzt. Sie symbolisiert die Vereinigung des individuellen Selbst (Zeigefinger) mit dem Kosmos (Daumen). Beim Praktizieren hilft sie uns dabei, inneren Frieden, Gelassenheit und Harmonie zu erlangen. Auch fördert sie unsere Konzentration. In Kombination mit regelmäßiger Meditation stärkt sie weiters unsere intuitive Weisheit.
Für diese Mudra werden Daumen und Zeigefinger zusammengeführt und die restlichen Finger abgespreizt. Wird die Mudra mit der Handfläche nach unten praktiziert, so wird sie Jnana Mudra genannt. Wenn die Handflächen nach oben zeigen, so trägt sie den Namen Chin Mudra.
Herz Mudra
Die Herz Mudra hilft bei Erkrankungen und Beschwerden des Herzens. Auch bei Liebeskummer kann sie helfen, da sie vorhandene Blockaden im Herzen öffnet und dieses somit wieder fühlen lässt.
Für die Herz Mudra wird die Spitze des Ringfingers auf die Daumenbasis gelegt. Daumen, Zeige- und Mittelfinger werden zusammengeführt und der kleine Finger abgespreizt. Während der Praxis ruht der Handrücken auf dem Knie. Indessen richten wir unsere Aufmerksamkeit auf den Herzraum und atmen im ruhigen Takt.
Karana Mudra
Aus dem Sanskrit übersetzt bedeutet Karana „Instrument“, womit unser Körper gemeint ist. Karana Mudra wirkt auf unseren Körper reinigend und entschlackend, indem sie den Entgiftungsprozess anregt. Zudem stärkt sie Harnwege und Nieren, hilft bei Verdauungsproblemen und übermäßigem Schwitzen. Auf der Gefühlsebene vermittelt uns Karana Mudra Geduld, Gelassenheit und Zuversicht.
Für diese Mudra berührt Mittel- und Ringfinger der rechten Hand den Daumen. Die restlichen Finger bleiben gestreckt.
Pran Mudra
Pran Mudra harmonisiert beide Gehirnhälften und sorgt für mehr Vitalität und Selbstsicherheit. Zudem lässt sie uns beim Üben mehr Prana (Lebenskraft) über die Luft aufnehmen. Sie kann ebenso Kopfschmerzen aufgrund von Überbelastung mildern.
Für die Mudra werden Daumen, Ring- und kleiner Finger zusammengeführt. Zeige- und Mittelfinger bleiben gestreckt.
Dhyana Mudra
Dhyana Mudra wird oft mit tiefer Meditation assoziiert. Und das hat auch einen guten Grund. Dhyana gilt als die siebte Stufe des achtgliedrigen Pfades nach Patanjali. In dieser Stufe vermag der Meditierende sein subjektiv geprägtes Wissen, seine Glaubenssätze, Erwartungshaltungen, Emotionen, etc. hinter sich zu lassen und die Dinge so wahrzunehmen, wie sie sind – ohne Bewertung, Verurteilung oder dem Wunsch, diese zu ändern. Dhyana Mudra hilft uns somit, die Dinge des Lebens so anzunehmen, wie sie sind, innere Ruhe zu erlangen und das alltägliche Kopfkino auszuschalten.
Für Dhyana Mudra formen beide Hände eine Schale, indem die linke Hand auf die rechte Innenhandfläche gelegt wird. Die Daumen berühren einander an den Spitzen.
Hakini Mudra
Hakini Mudra ist enegetisch dem Stirnchakra zugeordnet. Vielleicht werdet ihr merken, dass ihr diese Mudra – wenn auch nicht im Bewusstsein, dass es sich um eine solche handelt – bereits öfters im Alltag verwendet. Hakini Mudra fördert nämlich unsere Konzentrations- und Merkfähigkeit – perfekt für intensive Lern- und Arbeitsphasen. Durch die Berührung der Finger beider Hände wird die Zusammenarbeit der linken und rechten Gehirnhälfte unterstützt. Weiters verhilft sie uns zu mehr Selbstbewusstsein.
Für die Hakini Mudra werden die Fingerspitzen beider Hände locker zusammengeführt.
Kaleshwara Mudra
Kala bedeutet „Zeit“. Aus spiritueller Sicht sind Zeit und Raum eine Illusion. Die Vergangenheit ist für uns nicht mehr greifbar und die Zukunft noch nicht da. Insofern ist allein der gegenwärtige Moment wirklich real. Die Kaleshwara Mudra hilft uns dabei, im Hier und Jetzt zu verweilen, uns zu erden und auch von Vorurteilen loszulassen. Ebenso lassen sich mit dieser Geste Suchverhalten und negative Muster leichter auflösen.
Für Kaleshwa Mudra berühren sich die Mittelfinger und zeigen entweder nach oben oder unten. Die Daumenspitzen berühren sich und zeigen in die entgegengesetzte Richtung. Zeige-, Ring- und kleine Finger sind nach innen gebeugt.
Lotus Mudra
Die Lotus-Geste wirkt gezielt auf unser Herzchakra. Sie öffnet uns für die in uns innewohnende göttliche Kraft und die universelle Liebe. Genauso wie der Lotus immer wieder seinen Weg aus dem Schlamm an die Oberfläche findet, so können auch wir uns jeden Tag aufs Neue entfalten und uns dafür entscheiden, unser Herz zu öffnen. Somit spendet der Lotus auch Hoffnung und Zuversicht.
Für diese Handhaltung werden die Hände auf Höhe des Herzens gebracht. Die Handgelenke berühren sich, die Finger sind gespreizt. Lediglich die Spitzen der Daumen und die der kleinen Finger werden zusammengeführt.
Shakti Mudra
Shakti Mudra ehrt die Göttin Shakti, die für Lebensenergie und Kraft steht. Diese Mudra lindert mentalen und psychischen Stress und löst Spannungen im Beckenraum auf. Shakti Mudra spendet zudem innere Ruhe und lindert Schlafprobleme. Sie eignet sich daher bestens für die Abend-Meditation.
Für die Shakti Mudra werden die Daumen beider Hände von den restlichen Fingern locker umfasst. Ring- und kleine Finger lösen sich und werden zusammengeführt. Die Mudra sollte auf Höhe des Herzens gehalten werden und nicht zu lange praktiziert werden, da sie ansonsten zu Trägheit führt.
Uttaharabodhi Mudra
Uttaharabodhi Mudra ist das buddhistische Mudra für Erleuchtung. Täglich für einige Minuten gehalten, verbessert diese Geste unsere feinstoffliche Energie. Innere Freude nimmt zu, Stress und Negativität nehmen ab. Dazu werden die Hände bis auf die Zeigefinger leicht verschränkt. Die Spitzen der Zeigefinger berühren sich. Uttaharabodhi Mudra kann sowohl vor dem Herzen als auch mit getreckten Armen über dem Kopf ausgeführt werden.
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