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Das bekommst du schon hin!
Vierfußstand, dann mit den gefalteten Händen ein Körbchen für den Kopf formen, sodann mit den gestreckten Beinen nach vorne wandern, bis das Becken fast über der Schulter steht. Die Beine können dann gar nicht mehr anders, als sich ihren Weg nach oben bahnen: salamba shirshasana i (gestützter Kopfstand). Soviel zur Theorie.
Nix easy! Bist du wahnsinnig! Stell dir vor, was da alles passieren kann. Ich könnte mangels Gleichgewichtssinn nach Hinten oder zur Seite kippen und mir dabei schwerste Verletzungen zuziehen. Und noch viel schlimmer: Mein Kopf könnte aufgrund meines Körpergewichts wie eine Melone zerplatzen!
Nun, zugegeben: Realistisch gesehen, ist die Angst, sich beim Kopfstand das Köpfchen zu zerplatzen, genauso unbegründet, wie die vor einem plötzlichen Einfall von Menschenfleisch-fressenden Zombies. Beides eher unwahrscheinlich – obwohl mir hinsichtlich der hungrigen Untoten so einige Verschwörungstheoretiker widersprechen würden. Aber woher kommt dann diese Angst?
Abhinivesha – die Wurzel der Angst
Patanjali definiert fünf Störfaktoren des Geistes – Kleshas genannt. Abhinivesha ist die fünfte und gemäß Patanjali die mächtigste – da die am schwierigsten zu überwindende – Klesha. Sie beschreibt eine diffuse, auf Annahmen basierende Angst – im Grunde die Angst vor dem Tod.
Alles unterliegt dem stetigen Wandel. Nicht aber die Vergänglichkeit an sich bewirkt das Leiden, sondern unsere Anhaftung an das Vergängliche. Die Unbeständigkeit, Unkontrollierbarkeit sowie Ungewissheit des Lebens machen uns Angst. Und diese diffuse Angst vor dem Unbekannten wirkt sich lähmend auf uns aus. In so einer Situation ist es schwierig, Klarheit zu erlangen und dementsprechend richtige Entscheidungen zu treffen bzw. adäquate Handlungen zu setzten.
Yoga kann uns dabei helfen, innere Strukturen zu entwickeln, sodass wir uns sanft von den Gebundenheiten des Alltags loslösen können. Denn eigentlich könnten wir ohne Ende aus der ewigen Quelle der inneren Glückseligkeit (ananda) schöpfen, die ja nicht von der Vergänglichkeit der Außenwelt abhängig ist. Das wäre doch was!
Ein Leben in Angst ist nur halb gelebt!
Die Entscheidung, sich lieber an den Ängsten festzuklammern, ist durchaus legitim. So erspart man sich bestimmt einige Verletzungen. Denn das Leben ist ein einziges Risiko! Am Besten wäre, man verließe erst gar nicht mehr die sichere Komfortzone der eigenen vier Wände. Es sei denn für die Teilnahme an einem Zombie-Survival-Camp. Denn das würde dann durchaus Sinn machen.
Und doch: Ein Leben in Angst ist nur ein halbes Leben! So offenbart einem das Leben viele schöne Überraschungen und wundersame Wendungen, wenn man mit offenem Herzen und einer gesunden Portion Mut durch die Welt schreitet. Wäre es nicht schade, auf all diese Glücksmomente, die nur darauf warten, uns zu begegnen, zu verzichten?
Ich habe mich für ein bisschen Mut entschieden und konnte so vor einigen Tagen das erste Mal in den gestützten Kopfstand gehen. Und welch eine Überraschung: Mein Kopf ist noch ganz!
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